Bedeutung von Körper- und Bewegungserfahrungen für das Selbstwerden

 

 

 

Bedeutung von Körper- und Bewegungserfahrungen für das Selbstwerden

Selbstständigkeit beutet in diesem Sinne selbstständig stehen zu können. Positive körperliche Erfahrungen sind grundlegend für die Entwicklung des kindlichen Selbstkonzeptes.

"Ich bin schon groß, ich kann alleine klettern..."

"Schaffe ich den Sprung ins kühle Nass - oder schaffe ich ihn nicht?"

"Traue ich mich, die Rutsche hochzuklettern - oder bleibe ich lieber unten?"

Ob sich ein Kind stark oder schwach fühlt, in seine Fähigkeiten glaubt oder wie es mit Schwierigkeiten umgeht, ist abhängig von dem Bild, dass es von sich selbst hat.
In seinem Selbstbild spiegeln sich die Erfahrungen wieder, die es durch die soziale und materiale Umwelt entnommen hat aber auch die Einflüsse die von der Umwelt auf das Kind einfließen.

"Wer bin ich?"

Diese Frage wird durch die ersten Lebensjahre des Kindes geprägt. Dabei sind die Körpererfahrungen die frühste Stufe der Selbstentwicklung. Sie sind das Wesen des Selbstkonzeptes.

Über die Erfahrungen, die das Kind durch seinen Körper erlebt, macht es sich ein Bild von seinen eigenen Fähigkeiten. Dadurch bekommt es eine Vorstellung von seinem Selbst und macht Erfahrungen von Können und Nicht-Können, von Erfolg und Misserfolg, von Leistungsfähigkeiten und seinen Grenzen.

Ein Zitat von Renate Zimmer verdeutlicht die Entwicklung des "Selbst".
"Kinder erleben durch ihre körperlichen Aktivitäten, dass sie selbst imstande sind, etwas zu leisten, ein Werk zu vollbringen, dass sie mit ihren Handlungen etwas bewirken können."

Dies äußert sich bereits im Kleinkindalter dadurch, dass sie sich alleine anziehen möchten, alleine laufen wollen und klettern und springen wollen. Diese Errungenschaften tragen zur Unabhängigkeit bei.
Somit können die Erfahrungen, die durch Körper und Bewegung entstanden sind, auch als Grundlage der kindlichen Identitätsentwicklung angesehen werden.

Um ein Bild von sich selbst zu bekommen, greift das Kind auf unterschiedliche
Informationsquellen zurück:
- Informationen über die Sinnessyteme
- Erfahrungen der Wirksamkeit des eigenen Verhaltens
- Folgerung aus dem Sich - Vergleiche und Sich - Messen mit anderen
- Zuordnung von Eigenschaften durch andere

 

 

 

Das Körperselbst

Die ersten Erfahrungen über seine Existenz macht das Kind über sein Sinnessystem. Es beginnt damit, dass es differenziert was sein Körper ist und was Dinge sind die Körperempfindungen hervorrufen wie, Schmerz, Kälte und Wärme. Die Erfahrungen, die das Kind in den ersten Lebenswochen über seine sensorische Systeme macht, führen zur ersten Stufe in der Entwicklung des Selbst, dem Körperselbst.
Das Körperselbst ist die Basis für das Bewusstsein.

Erfahren der Wirksamkeit der eigenen Handlung

Eine weiter Quelle um Rückschlüsse auf seine Person zu ziehen ist das Wahrnehmen des eigenen Verhalten und Handlung. Die Selbstwirksamkeit bedeute etwas selbstständig bewirken zu können und etwas zu verändern.
Indem das Kind z.B. einen Gegenstand immer wieder aus einem Hochstuhl auf den Boden fallen lässt, versucht es einerseits die materialien Eigenschaften des Gegenstandes zu erkennen, anderseits aber auch herauszufinden, welchen Einfluss es auf seine Umgebung nehmen kann.

 

 

 


Sich - Vergleichen und Sich - Messen mit anderen

Fähigkeiten, Begabungen und das jewillige Können entstehen aus der Bewertung der eigenen Handlung und Leistung und dem Sich - Messen mit anderen. Dies beginnt schon sehr früh im Kindergarten. Sie vergleichen sich darin ob jemand schneller oder langsamer ist, wer mehr Geschick hat oder wie Ausdauernd einer ist. Gerade in dieser Zeit, wo das Kind sehr beeinflussbar ist sollte man es viel Aufmerksamkeit schenken und ihm Bewusst machen das es sich auf seine eigenen Leistungsfortschritte konzentrieren soll und diese Wert schätzen kann.

 

Zuordnung von Eigenschaften durch andere

Entscheidend für die Selbstbewertung ist auch das Bild, das sich andere nach ihren Vorstellungen von einem machen. Somit passiert es, dass das Kind fremde Wertmaßstäbe übernimmt und die eigene Bewertung des Selbst danach ausrichtet, ein Mechanismus der als "Sich-selbst-erfüllende-Prophezeiung" gilt.
Gerade für Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen kann dies besonders schwer sein. In einem Alter, in dem Geschicklichkeit, körperliche Leistung und motorische Fähigkeiten sehr hoch im Kurs stehen, wirkt sich die Erfahrung körperlicher Unterlegenheit, Ängstlichkeit und Unsicherheit schnell auf das Selbstbild des Kindes und ebenso auf den sozialen Status und die Position in der Gruppe aus.
Leider führen Misserfolgserlebnisse zu einem negativen Selbstkonzept, welches noch verstärkt wird wenn noch einem Misserfolg ein Kommentar wie "Tollpatch" oder "Flasche" kommt. Dadurch hat das Kind keine Erwartungen mehr an sich selbst und sieht sich somit auch als Versager. Häufige Auffälligkeiten bei solchen Kindern sind entweder Isolation oder Agression gegenüber anderen Kindern als Schutzmechanismus.
Diese Kinder vermeiden deshalb aus Prinzip alle weitern Spiele um keine Misserfolge mehr erleben zu müssen, weshalb es der Leistungsabstand zu den anderen größer wird.
Dieses Verhalten lässt es auf Außenstehende so wirken, dass sich dieses Kind selbst in diese Außenseiterposition begibt, weshalb dies ein Teufelskreis, aus dem es ohne Hilfe meist kein Entkommen mehr gibt.

Auswirkungen des Selbstkonzeptes auf die Selbstwahrnehmung

Zufriedenheit, Anstrengungsbereitschaft, Art und Weise mit Problem um zu gehen oder sich mit neuen Situation auseinander zu setzten, sind Dinge die vom Selbstkonzept des Kindes beeinflusst werden. Kinder mit einem negativen Selbstkonzept sehen deshalb neue Situation als bedrohlich an. Außerdem können sie auch nicht mit Kritik und Misserfolg umgehen und sie besitzen eine nur geringe Frustrationstoleranz.
Kinder mit einem positiven Selbstkonzept reagieren und agieren und solchen Situationen genau anders herum.
Das Selbstkonzept ist sehr stabil und nicht leicht veränderbar. Die meistens Menschen tendieren dazu, eine gewisse Grundeinstellung sich selbst gegenüber beizubehalten und späteren Erfahrungen so zu steuern, dass eine Übereinstimmung zwischen dem Selbstkonzept, dem eigenen Verhalten und den Erwartungen anderer besteht.
Kinder mit einem positiven Selbstkonzept sehen Erfolge als Resultat ihrer Anstrengung. Im Gegensatz dazu sehen Kinder mit einem negativen Selbstkonzept Erfolg als Glück oder Zufall. Bei Misserfolgen sehen die Kinder mit einem positiven Selbstkonzept dies als Zufall oder Pech und die Kinder mit einem negativen Selbstkonzept als ein Beweis für das eigene Unvermögen. Dies führt auch dazu das die eigene Erfolgserwartung sinkt, was auch auf die Umwelt übertragen wird. Wer sich selbst nichts zutraut, dem trauen auch andere nichts zu.
Eine wesentliche Vorbedingung für die Entwicklung eines positiven Selbstwertgefühls ist das Bereitstellen von Situationen, in denen das Kind selbst aktiv werden kann. Für ein Kind ist es wichtig zu erfahren, dass seine Motive und Handlungsimpulse in ein - aus seiner Sicht sinnvolles Verhalten - umgesetzt werden können. Besonders günstige Voraussetzungen um die eigene Selbstwirksamkeit zu erleben bieten Bewegungserlebnisse. Hierbei kann das Kind seine Fähigkeiten, Kräfte, Geschicklichkeit und Leistungsprozesse erproben, kennen lernen und im besten Fall auch erweitern. Je häufiger ein Kind die Erfahrung macht, dass seine Handlungen etwas bewirken, umso eher wird es Vertrauen in sich selbst gewinnen und damit auch ein positives Bild von sich selbst entwickeln. Jedoch muss man hier auf ein paar Punkte achten um das Kind nicht zu überfordern und unter Druck zu setzten, weil es sonst passieren kann, dass sich dies auch negativ auf das Selbstkonzept auswirken kann.
- Freiwilligkeit der Entscheidung über die Teilnahme
- Handlungsimpulse, die vom Kind kommen, aufgreifen
- Vermeidung von Bewertung - Verstärken der Eigentätigkeit
- Vereinbaren von einsichtigen Grenzen.

 
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